6. Das Wappen Kunzmann – Historie und Fakten bis in die heutige Zeit

Firma Anton Gottschald & Comp., Neudek / Erzgebirge,
k.k. landesprivilegierte Spitzenfabrik,
Herstellung und Handel mit Spitzen im böhmisch, westlichen Teil des Erzgebirges.


Reflexionen

Mit diesem Kapitel möchte ich nun meine Recherchen über die Firma zum Abschluss bringen. Wie bereits in den ersten fünf Kapiteln beschrieben, wurde die Firma rückblickend über viele Generationen hinweg von Kunzmann Familienmitgliedern aus dem böhmischen Erzgebirge geführt und blieb so über die Jahrhunderte im Familienbesitz. 

Im Laufe der persönlichen Gespräche mit den Nachfahren der letzten Kunzmann Firmenleitung in Krefeld wurden mir nicht nur viele Fotos gezeigt sondern es befand sich unter all den vielen Dokumenten erstaunlicherweise auch ein Kunzmann Wappen, was mein besonderes Interesse erweckte. Erwähnt wurde dabei auch, sich erinnern zu können, dass dieses Wappen in den Geschäftsräumen der Neudeker Firma neben den Portraits der Firmeninhaber an der Wand hing.

In der Chronik zum Wappen des Geschlechtes Kunzmann ist in der Einleitung erwähnt, das „die Kunzmann“ der Tradition zufolge ursprünglich aus einem angesehen Geschlecht aus Sachsen schon im 13. Jahrhundert vorkommen und sich namentlich in Thüringen verbreiteten.  

Nachfolgend die Transkription des Textes:

In Treue halten
Am kräftigen Neuen
Sich stärken und freuen!

Chronik zum Wappen des Geschlechtes Kunzmann

Aus dem Großen Weigelischen Wappenbuch                       Band IV, Tafel 111.

Die „Kunzmann“ sind eine sehr alte Familie und stammen der Tradition zufolge ursprünglich aus einem alten, angesehenen Geschlecht aus Sachsen, wo dieselben schon im 13. Jahrhundert vorkommen und sich namentlich in Thüringen verbreiteten und sich öfters auch „Kunstmann“ schrieben. Im Wappenbuch vom Jahre 1657 kommen die „Kunzmann“ als ein geadeltes Geschlecht vor, worüber aber leider keine weiteren Aufzeichnungen zu finden sind. Ein Johannes Plebanus Kunstmann starb im Jahre 1419 in Hafners-Zell bei Passau. Johann Martin und Georg Kunzmann erhielten am 24. August im Jahre 1564 einen Wappenbrief verliehen. Vom 16. bis 17. Jahrhundert verzweigte sich das Geschlecht in Zahlreichen Linien auf verschiedenen Ländern. Johann Heinrich Kunzmann war berühmter deutscher und preußischer Hofrath, geboren zu Berlin, am 24. November im Jahre 1775 gestorben dortselbst. Eine Linie der „Kunzmann“ machte sich zur Blütezeit des Bergbaues im Erzgebirge in der Gegend von Karlsbad in Böhmen ansässig, wo dieselben durch viele Generationen blühen und es durch Industrie und Handel zu Wohlstand und Ansehen brachten.  Karl Kunzmann ist Bürgermeister, Bezirksobmann und Vorstand der Sparkasse in Neudek und wurde von seiner Majestät dem Kaiser Franz Josef I. infolge seiner Verdienste im Jahre 1898 zum Ritter des „Franz Josef Ordens“ ernannt. Hermann Kunzmann ist Kaufmann ebenfalls zu Neudek in Böhmen angesessen. Die „Kunzmann“ blühen heute auch in verschiedenen Ländern in zahlreichen bürgerlichen Linien weiter.

Wappen: Schildgevierteilt; im 1. und 4. schwarzen Feld ein goldener rechts schreitender Löwe; im 2. und 3. silbernen ein rot gekleideter wachsender Mann mit schwarzen Hut ein silbernes Schwert haltend; Helm: offen, gekrönt darauf als Kleinod 2 rot Silber, schwarz Gold geteilte Büffelhörner dessen Mundlöcher 3 Straußenfedern von Rot silbern schwarz und Gold gesteckt, dazwischen der  wachsende Mann wie im Schild; Helmdecken rechts rot-silbern, links schwarz Gold.

Bedeutung: Der goldenen Löwe im 1. und 4. Felde bedeutet Kraft und Stärke; der rot gekleidete Mann im 2. und 3. Felde bezeugt die männliche Stammhaltung; der offen gekrönte Helm versinnbildet die gute Abkunft und Turnierfähigkeit des Geschlechtes; die beiden Büffelhörner bekunden Tapferkeit und Streitbarkeit; der Mann als Kleinod bedeutet das Gleiche wie im Schild.

Karl Felix Kunzmann

Heute lässt sich nicht mehr nachvollziehen was Karl Kunzmann, Spitzenfabrikant, Bürgermeister und Träger des kaiserlichen Ritterkreuzes des Franz Josef Ordens, in Neudek, bewog, ein derartiges Wappen in seiner Korrespondenz anzuwenden. War es opportun in der damaligen Zeit? Die näheren Hintergründe bleiben für uns heute vorborgen.

Es wurde in den Zeiten der Krefelder Firma unter der Leitung von Heinrich Kunzmann, von einem Grafiker nachgezeichnet wobei die Farben und Ausgestaltung mit dem später im Staatsarchiv in Wien gefundenen Original nicht übereinstimmen. Doch dazu später mehr.

Die „Kunzmänner“ wiederum aus Sauersack (westliches Erzgebirge), die in der Hauptsache als einfache Arbeiter oder Tagelöhner im Bergbau tätig waren, hatten weder das Geld noch die Zeit, diesen Dingen nachzugehen. Wie bereits in der Wappen Chronik angedeutet, ist eine der Kunzmann Linien in der Blütezeit des Bergbaus mit dem zweiten Bergeschrey von Eibenstock in Sachsen in das böhmische Erzgebirge gekommen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass es in den Überlieferungen der Vorfahren des Autors keine Kenntnisse über ein derartiges Wappen vorlagen.

Zusätzliche Recherchen ergaben, dass noch zwei andere Kunzmann Familien das Wappen benutzen, einmal in Gräfenberg und eine zweite in Dietenheim.

Wappen – Historie

Losgelöst von den bisherigen Familienrecherchen in den Matriken, begannen nun die Nachforschungen in den Wappensammlungen wobei sich ein erster Hinweis aus der Wappenchronik ergab.

Aus dem Großen Weigelischen Wappenbuch        Band IV, Tafel 111.

Eine kurze Beschreibung des Wappens ist in Zedlers Universal-Lexicon 1731 – 1754 hinterlegt:

Kunzmann / ein adeliches Geschlechte / hat
einen gevierten Schild – Im ersten und letzten
schwarzen Felde ist ein goldener Löwe. Im an-
dern und dritten silbernen ein wachsender Mann
in einem zur rechten rothen / zur lincken schwarzen
Mantel Kleide mit silbernen Hals u Kragen
und goldenen Ermeln / mit einem schwarzen
Hute bedeckt / einen silbernen Säbel in der rechten
Hand haltend. Dieser erscheint auch auf dem
gecrönten Helm zwischen zwey Büffels  Hör-
nern / davon das rechten unten roth oben silberne
mit zwey silbernen einer rothen / das rechte un-
ten goldene oben schwarze aber mit zwey golde-
nen und einer rothen Strauß Feder under Oeff-
nung besteckt ist. Die rechte Helm Decke ist
roth und silbern / die lincke schwarz und golden.
Wapenb. IV. p 111

Dazu noch ein Hinweis. Das hier beschriebene und gezeigte Wappen aus dem Weigelischen Wappenbuch ist einer geadelten Familie „Kuntzman“ (in dieser Schreibweise) zuzuschreiben.

Der Autor ist sich schon an dieser Stelle ziemlich sicher, dass seine Familie „Kunzmann“ nicht mit der wappenführenden geadelten Familie in irgendeinen Zusammenhang steht. Dazu lassen sich bis heute keine genealogischen Nachweise finden.

Wappen – Ursprung

Doch der wohl wichtigste Fund und damit auch das ursprüngliche Kuntzman-Wappen sowie der dazugehörige Wappenbrief befinden sich im Österreichischen Staatsarchiv in Wien.

In der Archividentifikation AT-OeStA/AVA Adel RAA 236.44 ist folgendes vermerkt:

Kuntzmann (Kuntzman), Hans, kaiserlicher Proviantsamtsverwalter in Preßburg (heute Bratislava), Tomann, Kriegsmann, Brüder, Adelsstand, Besserung des ihrem Vater von Maximilian II. verliehenen Wappens, 20.05.1600, Ausstellungsort Prag

Aus dem Wappenbrief geht hervor, dass die Gebrüder Hans und Thomas  (Tomann) Kuntzman um Erlaubnis baten, eine Veränderung des an ihren Vater Johann von Kaiser Maximilian II. verliehene Wappen  vernehmen zu dürfen. Das geschah am 20. Mai 1600 in Prag.

Der Wappenbrief enthält sechs Seiten und wurde anschließend von dem Autor in eine heute lesbare Schrift transkribiert wobei die Wörter in ihrer ursprünglichen Schreibweise belassen wurden.

Dem Autor liegt das Schriftstück komplett vor und zeigt im nächsten Bild die Seite 3 des Briefes.

Das erstmals verliehene Wappen an den Vater Johann mit dem „Alt Wäpl“ – der Schild ist dabei nicht viergeteilt und es ist nur ein Löwe darin enthalten..
Dieses Bild zeigt nun die begehrte Änderung des Wappens – der Schild dann viergeteilt mit zwei Löwen sowie mit den zwei Gebrüdern und der Vater ist in den Büffelhörnern abgebildet.
Anmerkung: Diese Deutung ist allerdings durch den Autor vorgenommen worden und nirgendwo belegt.

Wappenbrief – Text  (ursprüngliche Schreibweise – die rote Ziffer bedeutet die Textzeile auf der jeweiligen Seite)

Kopie 3 – Transkript links
1Wappens pesserung mit Nobili
2tation für Hanßen und Thoman die
3Kunzmann Gebrüder
4
5
6
7# auch Inen und allen iren Ehelichen
8Laibs Erben, und derselben Erbens =
9Erben, Man und Frauen Personen,
10hirfüro in ewig Zeit alß Zuhaber, Zu =
11schnorer, und zu geprauchen gnädiglich
12gegönnt und erlaubt
13
14
15
16
17Adelstand dann Verbesserung des fern
18verstorbenen Vater von dem Kayser Maxi =
19milian II verliehenen Wappens
20Prag, 20. Mai 1600
21in mitten oo zu sich gegertt
22
23Kuntzman Johann
24   kayserl. Proviantamtverwal
25   ter in Preßburg, dann
26   Toman   Kriegsman
27      Brüder
28
29

Kopie 3 – Transkript rechts
1So haben wir gedachten Kunzmanns (= vorher erwähnten)
2Gebrüder, je Junior habend, von
3Kaiser Maximiliano dem Anderen (= zweiten)
4unseren geliebten Herrn und Vatters
5Gott heiligen gedächtnis, Herrn Vatter
6ertailtes alt Wappen und Clainot,
7nach volgenden Masse verändert
8gezirt und gepessert, nemblich (= nämlich)
9ein curttiertes Schildt, dessen (=verkürztes)
10hinter under und vorder Thaill
11schwarz, in deren Eynden erscheint für: (= Enden / für:werts = vorwärts)
12werts aufrechts oin zum grimmen (= ein)
13geschickter gelb oder goldfarbenen Lewe
14mit außgeschlagener Zunge, und zu: (=zurück)
15rück aufgeworfenen Schwanz,
16die anderen zwo Veldungen weiß
17oder sylberfarb , in deren Eynden er:
18scheint ann die Fueß für sich aufrechts (=Füße)
19oines Mannßgestalt , in braunem
20Bart, beklaidt in oin engen Leibrock
21mit langen Schesseln , ist in mitte der
22leng nach in zwei gleich Thaill
23ab gethaillt , das eher hinter schwarz
24dessen Ermel gelb ist, vorder rott in schwarz zum Thail
25vorne herab mit gelben drey
26Kanuffeln eingethan
27habendt auf seinem
28Haubt oin schwarzes Hütl mit
29drey Kranichfedern , sein Linke

Kopie 4 – Transkript
30in die Hüft spreizend, und in der
31rechten Handt ubersich ein Schineysen
32haltendt, Auf dem Schildt
33oin freyer offener adelicher Thurnierß
34Helm, zur linkens mit gelb und schwarzer,
35rechten Seitte aber rott und
36vester Helmdeken, auch darob
37oiner goldfarben Kunigliches Cron
38verziert, Darauf zwischen
39Zwayen, mit den Mundtlöchern aus =
40werts gekertes, und in mitte
41uber zurück abgethailten Püffelhörnern,
42dero die hinder unter Taill gelb, ober
43schwarz, aus dessen mundtloch nachein =
44nander drey Straussenfedern,
45dero die mitte schwarz,
46und aussen zwo gelb seyn, Vorder
47under Schillt des Horns rott, ober
48weyß, aus dessen mundtloch gleichs =
49falls nacheinander drey Straussen =
50federn, dero die mitte rott, und
51ander weyß sein, außgehens,
52erscheint oin Mann, ann die Füß
53allerdings geschikt, wie auch im
54Schildt, specifirt ist
55  D i e n s t
56Auch die getreuen gehorsamen sind will =
57ligen Dienst, so weiland Jeder Kunz =

Kopie 5 – Transkript
58männer Gebrueder hatten die Zeit
59eines lebens Unns, und unseren löblichen
60Hauß Österreich gehorsamst er =
61zaigt und bewisen „Und“ Er Hanß Kunzmann
62anfangs bey unserer VÖ : Camer = (VÖ = Vorderösterreich / Breisgau)
63Canzley, auch hernach ettliche Jahr,
64wie noch biß dato beim Proviant Ampt
65zu Preßburg, als Verwaltter,
66mit weniger auch sein Bruder Thomas,
67als oin Kriegsdienstman # unter (# in unserem Kunigreich Hungarne)
68wehrenden offtern Krieg wider
69gemeiner Christenhait Erbesfaindt
70den Türkens, mit Darsezungs leibs
71und lebens, neuernd wesenlich ge =
72laistet, solches auch hirfüro # Uns (# Sybende Gebrüder)
73und unserem löblichen Hauß Öster =
74reich zuthun gehorsamst erpütten
75segen, auch wohlthun mögen und
76solden
77     Prag den 20 is May 1600
78   Admandatum
79     J Englhoffer
Kopie 6 – Transkript Versuch
1Die Kön: Kay: Vrtl……..unseren aller gnädigsten Herrn bitten Hanß
2und Thoman Kunzmann Gebrüder,…. Underthänigt. Jun Kay.:
3 ……gewünschtes Ihnen in auf ….. Und gnädigter….. Weiland
4Jung Vattern dero selben und dem …… Hanß Österreich
5die Zeit seines Lebens aller Verdiensth…. Treue gelaistet Dienst
6und dann ….. sich auch ………. In ……..
7Ihnen …. Ist, inn die 55 Jahr alß Hof…… alda zu
8gar…. Gebrauchen ….. Tun …… Ihr …
9Verwalter Hanß Kunzman ……..
10…… und biß dato 6 ganzer Jahr
11…… ein Bruder Thoman alß ein Kunzman
12….. der
13
14
15Zeilen stark verwässert und zum
16 großen Teil nicht mehr lesbar
17
18
19
20
21
22die Vidierung gnädigst erthailt worden
23Vidigleich mit der Nobilisations………..
24…. Bewilligen
25die begert Verbesserung
26
27
2820 May 1620

Wappen – Heinrich Kunzmann, 91322 Gräfenberg

Durch die weitere Suche nach den Kunzmann Vorfahren aus dem Erzgebirge, ist der Autor auf eine Anzeige von einer Ferienwohnung in der Fränkischen Schweiz aufmerksam geworden. Darin enthalten war, von wenigen Unstimmigkeiten abgesehen, das identische Wappen wie er es bei seinen Recherchen zur Firma Anton Gottschald in Neudek vorfand.

Nach einem persönlichen Kennenlernen mit Heinrich Kunzmann im  August 2019 in Gräfenberg kamen weitere Details hinzu. Ein naher Verwandter, Theo Kunzmann, aus Wolfratshausen, hatte sich bereits 1997 mit dem Wappen eingehend befasst um die Herkunft und Bedeutung für die Kunzmänner aus Gräfenberg herauszufinden.

Nachfolgend übernehme ich nun mit freundlicher Genehmigung seine Vorgehensweise aus dem Jahr 1997.

Bei der Hochzeit meines Neffen und Paten Theo mit Irmtraud Schaffner in Langerringen – 1977 – hat Herr Schaffner seinen Schwiegersohn und uns Kunzmänner mit einem Wappen der Kunzmann überrascht. Herr Schaffner hat das Wappen aus den Wappenbüchern von Siebmacher und Rietstap nachmalen lassen. Die Überraschung ist ihm geglückt. Seit dieser Zeit hat mich die Herkunft und Bedeutung unseres Familienwappens interessiert.
Bei der Nachforschung über die Entstehung des Wappens bin ich dann wie folgt vorgegangen:

Zunächst fuhr ich nach München zur Bayer.Staatsbibliothek und suchte im großen Wappenbuch von Siebmacher unser Wappen. Es ist dort auf S.111 abgebildet (wie oben auf dem Briefkopf). Ebenso findet man bei Rietstap in dessen Wappenbuch eine Abbildung. Siehe Fotokopien.

Mit den Fotokopien wandte ich mich an das Hauptstadtarchiv, um über Entstehung, evtl. Verleihung usw. etwas zu erfahren. Das Hauptstadtarchiv empfahl mir, ich solle mich an das Allgem. Verwaltungsarchiv in Wien wenden. Sie hatten bei Frank’s Zusammenstellung der Standeserhebungen u. Gnadenakte festgestellt, dass im 16. bzw. 17. Jh. ein kaiserl. Wappenbrief an eine Familie K u n t z m a n verliehen wurde.

Die Antwort aus Wien war positiv, und sie beantworteten meine Fragen: Entstehung: 20.5.1600, Verleihung durch: Kaiser Rudolf II., an: Gebrüder Johann und Thomas Kuntzman.

Wappen Kunzmann, Gräfenberg

Sodann habe ich um Übersendung einer Kopie von der Reichsakte vom 20.5.1600 und um ein Color-Negativ des Wappens gebeten.

Die damalige Schrift und die Schreibweise der mir übersandten Reichsakte konnte ich aber nicht lesen (nur einzelne Wörter konnte ich entziffern). Ich habe mich deshalb wieder an das Bayer. Hauptstadtarchiv gewandt mit der Bitte, mir die Urkunde zu „Übersetzen“. Eine Angestellte des Amtes hat mir dann eine Transkription und eine Übersetzung in der heutigen Schreibweise angefertigt.

Nun lagen mir die Transkription und die Übersetzung der Reichsakte vom 20.5.1600 vor und waren nunmehr lesbar. In der Reichsakte wird erwähnt, dass bereits ein altes Wappen bestand, dass dem Vater der Gebrüder Kunzmann durch Kaiser Maximilian II. verliehen worden war (das sog. „Alt Wäpl“). Der Vater der Gebrüder Johann u. Thomas war lt. Wappenbrief 15 Jahre in Garsten b. Steyer O.Ö. als Hofrichter tätig.

Die Antwort auf mein Schreiben an das O. Österr. Landesarchiv Linz war wieder positiv. Sie haben einen Hans K u n t z m a n als Hofrichter des Klosters Garsten in zwei Schreiben von 1575 u. 1581 nachgewiesen (siehe Kopien).

Nun habe ich auch um die Übersendung des Wappenbriefes vom 28.6.1568 an die Gebrüder Hans, Martin u. Caspar K u n t z m a n  und um ein Foto des alten Wappens (Alt Wäpl) gebeten.

Wappen Kunzmann, Gräfenberg

Der Wappenbrief von Ao. 1568 beinhaltet nur die Beschreibung des Wappens, nicht aber den Grund (Verdienste) wofür die Gebrüder das Wappen erhielten. Leider war auch nicht zu erfahren, wo die Brüder Martin u. Caspar gewohnt haben.

Von Hans wissen wir, dass er Hofrichter in Garsten b.Steyer war, und das er vermutlich in Linz O. Ö. gewohnt hat. Eine Rückfrage beim Stadtarchiv Linz, ob Hans Kuntzman in deren Verzeichnissen (v.a. Pfarrmatrikeln, Häuserchronik) erscheint, brachte leider kein positives Ergebnis.

Es liegen mir nunmehr vor: Wappenbrief vom 18.6.1568 an die Gebrüder Hans, Martin u. Caspar mit Foto, Wappenbrief vom 20.5.1600 an die Gebrüder Hans u. Thomas mit Foto, dazu die Transkriptionen (wortwörtliche Übersetzung) und die Übersetzung in der heutigen Schreibweise.

Ergänzend habe ich noch Fotos von Kaiser Maximilian II. u. von Kaiser Rudolf II. beigefügt, ebenso Fotokopien aus den Wappenbüchern, die Beschreibung des Wappens aus dem Wappenbuch „Rietstap“, eine Erläuterung des Begriffs „Lehen“ und eine Kopie Sonderdruck Führung von Familienwappen.

Zum Schluss stellt sich nun die Frage, waren die Gebrüder Hans, Martin u. Caspar und Johann u. Thomas tatsächlich unsere Vorfahren? Bei meinen Nachforschungen beim Pfarramt Walkersbrunn bin ich auf diese Namen gestoßen und die auch in dieser Zeit gelebt haben.

In der Chronik von Walkersbrunn ist Jörg Kuntzman als Besitzer der Höfe Hs.Nr. 17, Nr. 20 und Hs.Nr.25 genannt der Anno 1522 geheiratet hat und seinem jüngsten Sohn Martin die Höfe Hs.Nr.20 und Hs.Nr. 25 überlassen hat. Jörg Kuntzman war also in dieser Zeit ein vermögender Mann, hatte mehrere Söhne und war wohl auch in der Lage, seinen Sohn Hans das Jurastudium zu ermöglichen, der dann später Hofrichter in Garsten O.Ö. sein konnte, dessen Söhne sich das Wappen verbessern ließen (siehe Wappenbriefe).

Wir können also annehmen, dass die Gebrüder Hans, Martin u. Caspar welche Anno 1568 das Wappen erhielten, die Söhne von Jörg und Katharina Kuntzman waren.

Die Stammlinie der K U N Z M A N N beginnt nach dem derz. Stand der Forschung bei Jorg Kuntzman, Walkersbrunn über Martin Kuntzman, Walkersbrunn über Johann Kuntzman, Dachstadt und über Hans Kuntzman, Gräfenberg, usw.

Im Übrigen ist es uns freigestellt, das damalige, den Gebrüdern K u n z m a n n  verliehene Wappen wieder zu übernehmen und weiterzuführen.

Wolfratshausen im Dez. 1997
Theo Kunzmann

Nach diesen detaillierten Recherchen von Theo Kunzmann, Wolfratshausen, die bereits im Jahr 1997, vorlagen, freut es den Autor außerordentlich, auf die unschätzbaren Informationen zurück greifen zu dürfen und eine Bestätigung der eigenen Arbeit beginnend im Jahr 2018 zu erhalten.

Hubert,  Heinrich  und  Konrad  Kunzmann
Rathaussaal Gräfenberg – Aug 2019

Beide sind so zu sagen getrennt voneinander zum relativ gleichen Ergebnis bei der Transkription des Wappenbriefes gelangt, nur eben 20 Jahre später – hätte der Autor dies vorher gewusst, wäre im viel Arbeit erspart geblieben – jedoch im Jahr 1997 war er noch voll berufstätig und hatte an derartige Dinge nicht im geringsten daran gedacht – trotzdem hat er viel dabei gelernt.

An diesen Punkt kann man aber bereits feststellen, dass keine Verbindung der Wappenträger nach Eibenstock / Erzgebirge vorhanden ist. Das Wappen wurde im Jahre 1600 verliehen, also einer Zeit in denen die Kunzmann aus Sauersack noch gar nicht in dem Ort waren. Hans Kunzmann, der Stammvater der Sauersack Linie zog erst 30 Jahre später von Eibenstock / Sachsen nach Sauersack / Böhmen um.

In dem Buch: „Genealogie und Heraldik bürgerlicher Familien Österreich-Ungarns“ müsste die Familie Kunzmann aus Neudek, sollte sie jemals ein Wappen geführt haben, dort zu finden sein was jedoch nicht der Fall ist.

Nur eine Familie aus Neudek ist dort aufgeführt: Die alte Bürger- und Bergmeister Familie Ullmann.

Wappen – Martin Kunzmann, 89165 Dietenheim

Eine weitere Version eines Kunzmann Wappens ist in der Familie von Martin Kunzmann in Dietenheim (Nähe Ulm) seit über 100 Jahren vorhanden. In seiner Ausgestaltung basiert es ebenfalls auf der Version, die sich wie beschrieben, im Staatsarchiv in Wien, befindet.

Dessen Vorfahren wiederum waren Bauern, eine Hand voll Kühe und Ochsen, Schweine und Hühner. Es reichte gut zum Leben und um viele Kinder groß zu ziehen. Auch hatten sie Land in recht guter Lage, Anteile an alten Waldrechten und einen Torfstechplatz.

Eines der Kinder erbte dann den Hof und die anderen konnten schauen, wie es weiter ging. Von der Generation nach 1900 sind dann viele in die USA ausgewandert oder sind in den Kriegen umgekommen.

Wie zu erfahren war, half der Ur-Großvater im 1.WK einem hochrangigen Offizier eine schwierige Kriegssituation zu bewältigen woraus sich anschließend eine tiefe Freundschaft zwischen beiden entwickelte. Als Dank suchte der Offizier nach einem gebührenden Wappen für ihn und fand dabei das Kunzmann Wappen, das er sodann anfertigen ließ.

Der Vater von Martin lies in späteren Jahren das Kunzmann Wappen von einem Grafiker neu zeichnen und mit einem Glasrahmen versehen. Das darin befindliche zweite Wappen nimmt Bezug auf die mütterliche Familienlinie der Ur-Großmutter Haug. Bei der Zusammenführung der beiden Wappen, wurde jedoch seitdem der Familienname der Mutter Haag in das zweite Wappen übernommen.

Auch hier lässt sich feststellen, dass keine familiären Verbindungen weder in das böhmische Erzgebirge geschweige denn in die Fränkische Schweiz vorhanden sind.

Wappen Kunzmann – Haag, Dietenheim

Nach dieser Schilderung ist es daher unwahrscheinlich, dass die direkten Vorfahren das Wappen im Adelstand erhalten haben. Das schmälert aber nicht das Andenken und verbindet die unterschiedlichen Kunzmann Linien symbolisch.

Wappen – Roland Kunzmann, 75305 Neuenbürg

Bereits im Jahr 2008 ist der Autor auf das nun beschriebenen Kunzmann Wappen während seiner Familienforschung im Erzgebirge gestoßen. Dabei stellte sich heraus, dass dieses Kunzmann Namensnest in der Region um Pforzheim, Karlsruhe, Mannheim keine genealogischen Verbindungen zu den Kunzmännern aus dem Erzgebirge hat und so geriet dieses Wappen weit in den Hintergrund seiner Forschungen.

Jetzt, mit Beginn der weiteren Kunzmann Wappen Suche war es plötzlich wieder präsent und nach fast über 10 Jahren konnte der Autor die damalige Verbindung zu Roland Kunzmann wieder aufnehmen.

Die nachfolgende Abhandlung basiert auf  jahrzehntelangen umfangreichen und detaillierten Recherchen von Dr. Karl Kunzmann [+1982] Kitzen (bei Leipzig), sowie Roland Kunzmann, Neuenbürg, und stellen einen weiteren Beleg für die unterschiedliche Ausgestaltung eines Kunzmann Wappens dar. Dabei ist auch diese Kunzmann Stammtafel lückenlos bis heute vorhanden.

Mit freundlicher Genehmigung konnte der Autor den Text aus dem damaligen Internetauftritt übernehmen und in seine Wappenforschung mit integrieren.

Die Familientradition Kunzmann

Seit vielen Generationen hat sich in unserem Geschlecht hartnäckig das Bewusstsein erhalten, die Kunzmann seien – auch als Bauern – immer etwas Besonderes gewesen, da sie aus einem alten Badischen Adelsgeschlecht stammten. Die Überlieferung berichtet weiterhin (wie auch bei anderen Familien), dass das Geschlecht dann im 30jährigen Krieg verarmt und seinen Adel verlor.

Man mag solche Familiengeschichten bewerten wie man will, bei unserem Geschlecht steckt aber noch ein wahrer Kern dahinter, überliefert und in Dokumenten belegt. Wie jahrzehntelange genealogische Forschung ergab, war unsere Familie geadelt, stammte ursprünglich aus einfachem Bürgerstand von Ettlingen in Baden. Ihr Adel (Briefadel des deutschen König Wenzel, Originalbrief heute im Generallandesarchiv Karlsruhe) ging katastrophenartig durch die „Kunzmannsche Fehde“ und höfischen Ränkespiel schon im 15. Jahrhundert in die Brüche, ebenso ihr großes Vermögen – lange vor dem 30 jährigen Krieg. Durch Einheirat in Freihöfe und in reiche Bauernfamilien, suchten unsere Vorfahren den Rückgang aufzuhalten. Aber im Laufe verschiedenster Kriegszeiten, die im 17. und 18. Jahrhundert noch nach dem 30 jährigen Krieg das Badische Land dauernd verwüsteten, verloren die Kunzmann ihre Freiheiten und wurden – wie alle anderen Bauern – in den Leibeigenlisten des 17. Jahrhundert mit aufgeführt.

Kunzmann Wappen, Neuenbürg

Die Familienüberlieferung schweigt völlig über den Aufenthalt und Besitz der Kunzmann in Bauschlott bei Pforzheim. Diese Tatsache ergab sich erst aus dem Kriegsbucheintrag der „reichen“ Hochzeit unseres Vorfahren Hans Jacob Kunzmann 1602 in Eisingen. Die Kunzmann hatten zuvor mindestens 4 Generationen in Bauschlott gesessen, hatten aber auch Besitz in Eisingen. Unser Familienzweig lebt heute noch in Eisingen. Nach Aufgabe des bäuerlichen Berufes zerstreute sich unser Familienast, wie es beschrieben ist.

Wappenbrief Kunzmann, Neuenbürg
Transkription Wappenbrief

Grabstein des Ettlinger Vogts
Claus Cuntzmann von Staffort

Fazit

Eine zeitintensive Kunzmann Wappen-Forschung findet hiermit einen Abschluss wobei die bereits im Jahr 1997 durch Theo Kunzmann, Wolfratshausen, durchgeführten detaillierten Recherchen sehr aufschlussreich für die Familienforschung des Autors waren.

Es lässt sich dabei erkennen, dass bei den drei unterschiedlichen Kunzmann Namensnestern in Neudek, Gräfenberg und Dietenheim ein Bezug zum Original-Wappen, das im Staatsarchiv in Wien aufbewahrt wird, vorhanden und dieses Wappen auch im Weigelischen Wappenbuch zu finden ist.

Das Wappen von Neuenbürg wiederum, bezieht sich auf ein weiteres Kunzmann Namensnest wobei der römische König Wenceslaus als Wappenstifter genannt ist. Es weicht daher in der Ausgestaltung von dem in Wien hinterlegten Wappen in allen Details ab.

Namensgleichheit zwischen den unterschiedlichen Familienlinien berechtigen jedoch nicht, dass Wappen von einem früheren berechtigten Wappenträger geführt werden können.

Fundorte der Kunzmann Wappen

Zwischen all den verschiedenen Kunzmann Linien sind keine genealogischen Zusammenhänge vorhanden. In dem vom Autor geschilderten Fällen verbindet allein der gleiche Name die unter-schiedlichen Namensnester im Land.

Unter diesen Link: https://www.wappen-billet.de/ findet man näheres über die heraldischen, genealogischen und wappenrechtlichen Voraus-setzungen zur Annahme eines Wappens.

Ein herzliches Dankeschön gilt all denjenigen, die den Autor bei seinen Recherchen unterstützt haben.

Hubert Kunzmann, Hünfelden

April 2020